Aufmarsch gegen Syrien abgeschlossen

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USS Nimitz am 7. September im Roten Meer

Pünktlich zur vorläufigen Einigung  über die Abrüstung der chemischen Waffen Syrien ist auch der seit Wochen laufende Aufmarsch der USA gegen Syrien abgeschlossen. Im Mittelmeer und im Roten Meer stehen Schiffe, U-Boote, Kampfflugzeuge und Marschflugkörper bereit zum Angriff auf das syrische Luftverteidigungsnetz, die Führungs- und Kontrolleinrichtungen und taktische Ziele des syrischen Chemiewaffenkomplexes.

Ein möglicher Angriff der USA erhält zudem Unterstützung durch britische Aufklärungs- und Führungsflugzeuge sowie durch französische Flugzeuge für elektronische Aufklärung und den französischen Flugzeugträger Charles de Gaulle mit Begleitschiffen. Britische Kampfflugzeuge vom Typ Typhoon haben nach Meldungen am 2. September offenbar zwei syrische Kampfflugzeuge vom Typ Suchoi SU-24 abgefangen, die einen Schein- oder Testangriff auf die britische Luftwaffenbasis Akrotiri auf Zypern geflogen haben.

Ballistische Raketenabwehr gegen Syrien
Im östlichen Mittelmeer kreuzen derzeit fünf US-amerikanische Zerstörer vom Typ Arleigh Burke. Es sind dies die USS Barry (DDG-52), USS Stout (DDG-55), USS Ramage (DDG-61), USS Mahan (DDG-72) und die USS Gravely (DDG-107). Die Hauptaufgabe dieser Schiffe ist es allerdings vermutlich nicht, Cruise Missiles vom Typ Tomahawk Richtung Syrien zu feuern. Mit Ausnahme der Gravely sind die anderen vier Zerstörer mit dem Aegis-BMD-System (BMD = Ballistic Missile Defense) ausgerüstet und in der Lage, ballistische Raketen auf exoatmosphärischen Flugbahnen abzufangen.

Es ist dies die bemerkenswerteste Massierung von Aegis-BMD-Zerstörern, die jemals im Mittelmeer beobachtet wurde. Ihre Aufgabe scheint es zu sein, syrische Kurz- und Mittelstreckenraketen mit konventionellen und nichtkonventionellen Sprengköpfen abzufangen, die Syrien nach einem US-Angriff gegen Israel, Zypern oder andere Ziele abfeuern könnte. Zusammen mit einem THAAD-System (Terminal High Altitude Area Defense), das im Norden Israels stationiert ist, dürften die Aegis-Schiffe Teil eines Schutzschirmes für Israel sein.

Cruise Missiles aus U-Booten
Den Cruise-Missile-Part werden hingegen hauptsächlich ein oder zwei U-Boote der Ohio-Klasse (SSGN) übernehmen. Dabei handelt es sich um ehemalige 170 Meter lange U-Boote für ballistische Raketen, die umgebaut wurden, um aus 22 Raketensilos insgesamt 154 Cruise Missiles vom Typ Tomahawk zu verschießen. Die USS Florida (SSGN 728) hat bereits am 3. Juli den Stützpunkt Kings Bay an der Ostküste der Vereinigten Staaten mit unbekanntem Ziel verlassen und könnte sich schon seit geraumer Zeit im östlichen Mittelmeer befinden.

Die USS Georgia (SSGN 729), eines von drei Schwesterschiffen der Florida, hat am 14. August zur Halbzeit ihres 12-Monats-Einsatzes auf Diego Garcia im Indischen Ozean die Mannschaft gewechselt. Seitdem gibt es keine Nachrichten mehr von der Georgia. Sie könnte längst im Roten Meer kreuzen – den Suez-Kanal hat sie höchstwahrscheinlich nicht passiert – um von dort Cruise Missiles gegen das rund 800 Kilometer entfernte Syrien abzufeuern. Führung und Koordination der Streitkräfte sowie die elektronische Abhörung des östlichen Mittelmeeraumes soll vermutlich die USS Mount Whitney übernehmen, das Flaggschiff der 6. US-Flotte.

„USS Nimitz“ im Roten Meer
Hinzu kommt sehr wahrscheinlich ein US-amerikanischer Flugzeugträger. Die Gruppe um den Flugzeugträger USS Nimitz befindet sich derzeit im Roten Meer. Begleitet wird die Nimitz vom Aegis-Kreuzer USS Princeton (CG-59) und den Aegis-Zerstörern USS Shoup (DDG-86), USS Stockdale (DDG-106) und USS William P. Lawrence (DDG-110). Schon von ihrer derzeitigen Position aus könnte die Nimitz ohne Probleme Ziele in Syrien angreifen, allerdings unter Verletzung des jordanischen Luftraums. Sollte sie in den Golf von Akkaba Richtung der israelischen Hafenstadt Eilat einlaufen, verkürzte dies den Angriffsweg noch einmal dergestalt, dass für die angreifenden Kampfjets keinerlei Luftbetankung mehr nötig wäre.

Um im Falle eines Angriffes zusätzliche Luftaufklärung der getroffenen Ziele zur Verfügung zu haben, haben die USA vermutlich zudem zwei Spionageflugzeuge vom Typ U-2 ins Mittelmeer verlegt. Die Flugzeuge wurden von Planespottern am 29. August bei der Landung auf der britischen Luftwaffenbasis Akrotiri auf Zypern fotografiert, wie das Blog The Aviationist  berichtete.

Hilfe aus Frankreich und Großbritannien
Die französische Regierung hat Anfang September zwei Flugzeuge vom Typ Atlantique 2 nach Zypern auf die britische Luftwaffenbasis Akrotiri verlegt, berichtete das Aeronautik-Magazin Air&Cosmos. Die Atlantique-2-Maschinen dienen vor allem der SIGINT-Aufklärung, also dem Abhören aller Formen elektronischer Kommunikation. Hinzu kommt offenbar eine französische Flottille unter Führung des atomgetriebenen Flugzeugträgers „Charles de Gaulle“, deren Auslaufen Quellen aus dem französischen Verteidigungsminsterium am 27. August angekündigt hatten. Die Charles de Gaulle hat inzwischen ihren Heimathafen Toulon verlassen.

Großbritannien, das offiziell nicht in einen Konflikt mit Syrien eingreifen will, hat am 26. August dennoch sechs zusätzliche Kampfflugzeuge auf die zyprische Basis Akrotiri verlegt, wie die britische Regierung mitteilte. Hinzu kommt ein Frühwarnflugzeug vom Typ E-3D AWACS, das nach Angaben des britischen Parlaments am gleichen Tag verlegt wurde  . darüber hinaus befindet sich der Hubschrauberträger HMS Illustrious mit zwei Fregatten und einem amphibischen Landungsschiff im östlichen Mittelmeer.

Luftaufklärung Richtung Syrien

atlantique

Nachdem bereits die USA und Großbritannien Luftaufklärungs- und Führungkapazitäten in den östlichen Mittelmeerraum verlegt haben, zieht jetzt auch Frankreich nach. Wie Air&Cosmos  am 2.9. berichtet, wurden zwei Flugzeuge vom Typ Atlantique 2 nach Zypern auf die britische Luftwaffenbasis Akrotiri verlegt. Die Massierung von Luftaufklärungs- und Führungsflugzeugen hatte auch in den Wochen vor Beginn der Operation „Odyssey Dawn“ gegen Libyens Diktator Ghaddafi stattgefunden. Die Atlantique-2-Maschinen dienen vor allem der SIGINT-Aufklärung, also dem Abhören aller Formen elektronischer Kommunikation.

Nur wenige Tage zuvor hatte Großbritannien nach Berichten sechs Kampfflugzeuge vom Typ Typhoon und eine Maschine vom Typ E-3D Sentry (AWACS) nach Akrotiri verlegt. Nach anderen Berichten handelte es sich sogar um zwei AWACS-Maschinen.

Am 29. August wurden zudem zwei Spionageflugzeuge vom Typ U-2 bei der Landung auf Akrotiri fotografiert, wie der Journalist Andrew Potter auf Twitter berichtete.