Full House auf südeuropäischen Airbases

Nachdem die USA Drohnen, SpecOps-Flugzeuge und zusätzliche Tanker aus den USA ins Mittelmeer, bzw. nach Europa verlegt haben, wird offenbar der Platz auf den US-Airbases im Mittelmeerraum knapp. Flugzeuge, die aus Afghanistan auf dem Weg zurück in die USA sind, müssen nun offenbar ihre Flugrouten ändern. Die Naval Air Station Sigonella auf Sizilien, die normalerweise für Stopps auf den Heimweg angeflogen wird, ist voll. Auch eine NATO-E3-AWACS wurde bei der Landung auf Decimomannu, Sardinien, gesichtet. Ein Vorgang, der als „extrem selten“ bewertet wird.

Zu welchem Zweck  der Aufbau von Luft-Angriffs- und SpecOps-Fähigkeiten erfolgt, ist völlig unklar. Vermutet wird ein Schlag gegen islamistische Terroristen in Libyen und Mali. Es könnte jedoch auch um andere Ziele gehen.

Nebelkerze oder Kriegsgrund?

Der französische Außenminister Laurent Fabius hat im Gespräch mit Radio Europe-1 erklärt, der Iran werde gegen Ende des ersten Halbjahres 2013 genügend Zentrifugen haben „um in Richtung des Atomwaffen-Besitzes gehen zu können“. Dies, so erklärte er, „haben Experten unzweifelhaft festgestellt“. So nachzulesen bei „Uskowi on Iran“.

Die Erklärung lässt jedoch weiten Spielraum. Zentrifugen für den „Marsch zur Atombombe“ hat Iran jetzt schon genug. Entscheidend ist die Konfiguration, die Anordnung der Zentrifugen. Um 90prozentiges oder noch besser 93prozentiges 235U zu erhalten, müssen die bestehenden Anlagen umkonfiguriert werden. Dies ist leicht nachweisbar, zumal auch die Größe der Behältnisse für das „Produkt“,  also das angereicherte 235U, drastisch verkleinert werden müssen, um unerwünschte Kritikalität zu verhindern. Sowohl die Behälter als auch die Zentrifugenanordnung sind charakteristisch.

Nur schwer nachweisbar wäre allerdings eine kleinere, speziell für die Hochanreicherung konzipierte Anlage, die tief verbunkert etwa auf der doppelten Flcähe einer Automechaniker-Werkstatt zu realisieren ist. Sie gäbe auch keine messbaren Emissionen in Form radioaktiver Edelgase oder anderer Spaltprodukte ab.

Warum also behauptet Fabius sinnloses Zeug? Es scheint, als seien auch die Franzosen nun mit den USA im Bunde, die den Druck auf Teheran ständig erhöhen wollen – solange, bis das Regime zusammenbricht oder die Welt vorbereitet ist auf den Erstschlag gegen Iran.

Haben wir etwas übersehen? – Vier Fragen zur iranischen Bombe

Derzeit verdichten sich die Anzeichen für einen US-amerikanischen Angriff auf Iran. Seit Monaten schon bringen die USA zu Lande, zu Wasser und in der Luft Kampfeinheiten gegen den Iran in Stellung. Zwar wird alles als“Routine“, „lange geplant“ und „nicht gegen Iran gerichtet“ etikettiert, und alles geschieht eher nebenbei, unauffällig, ohne großes Tamtam. Allein, es geschehen innerhalb dieser Stationierungs-Events Dinge, die so noch nicht geschehen sind. Und die Zusammensetzung der Angriffsformation ist eindeutig.

Sollte also wirklich ein Angriff gegen den Iran in den nächsten Wochen bevorstehen, dann stellt sich die Frage nach dem warum. Der Iran beteuert, nicht an einer Nuklearwaffe zu arbeiten. Auch die IAEA hat keine Anzeichen dafür entdecken können, obwohl es Ungereimtheiten gegeben hat. Nur Israel scheint immer hysterischer zu werden, während die USA, zumindest an der Oberfläche, gelassen scheinen.

Nach Ansicht von Fachleuten aus dem Dunstkreis der Bombe gibt es allerdings trotz fehlender Indizien für den Bau einer Nuklearwaffe in Iran eine Restunsicherheit. Diese kann in vier Fragen erfasst werden, deren Beantwortung sehr viel klarstellen könnte.

1. Enthalten die Bestrahlungsabteilungen des Druckwasserreaktors von Buschehr Wismut? Eine Antwort auf diese Frage hat die iranische Regierung der IAEA verweigert. Bei der Bestrahlung von Wismut  ensteht Polonium 210, das zusammen mit Beryllium als Neutronen-Initiator bei der Zündung einer einfachen Uran- oder Plutonium-Bombe unverzichtbar ist. Jedenfalls dann, wenn man nicht – wie alle fortgeschrittenen Atommächte – Beschleuniger einbaut, die im richtigen Moment einen Neutronenschauer produzieren. Polonium hat eine Halbwertszeit von 138 Tagen. Das bedeutet, wenn man stets frisches 210Po für eine Nuklearwaffe parat haben möchte, muss man es beständig produzieren.

2. Besitzt, importiert oder bestellt der Iran „Polonium-Kämme“? Mit 210Po dotierte Kämme werden heute verbreitet bei Hochleistungsdruckmaschinen im Zeitungswesen eingesetzt. Die nur haarscharf über den Papierbahnen schwebenden Vorrichtungen dienen dazu, die statische Aufladung von Papier zu beseitigen, die notwendigerweise bei den hohen Papierlaufgeschwindigkeiten in modernen Zeitungsdruckereien entsteht. Aus diesen Kämmen ließe sich durchaus mit etwas Aufwand eine ausreichende Menge Polonium für einen Neutronen-Initiator gewinnen.

3. In Iran wurden im letzten Jahr zwei Americium-Quellen gestohlen. Wo sind sie? Die Vorfälle wurden nie aufgeklärt, die Quellen tauchten nie wieder auf. Americium 241 kann als Ersatz für Polonium 210 verwendet werden. Auch damit ist es möglich, einen Neutronen-Initiator zu bauen, wie beispielsweise Indien bei der  Zündung seiner ersten Bombe 1974 bewiesen hat. Das Americium dazu stammte übrigens aus Deutschland.

4. Hat Iran in den letzten Jahren Kalium-Gadolinium-Wolframat-Kristalle importiert? Weltweit sind nur zwei Unternehmen bekannt, die diese Kristalle, inzwischen kiloschwer, produzieren: eine Firma in Litauen und ein Unternehmen in Tomsk. Mithilfe dieser Kristalle ließe sich ein Raman-Konverter bauen, der die Wellenlänge eines CO2-Lasers so verändern könnte, dass damit die Laseranreicherung von Uran funktioniert. Dieses so genannte SILEX-Verfahren sorgt derzeit in den USA für heftige politische Diskussionen um die Frage, ob und wie dieses Verfahren unter Verschluss gehalten werden könnte. Mithilfe der Laseranreicherung ließe sich etwa auf der doppelten Fläche einer Autowerkstatt eine Anlage bauen, die die Anreicherung von 20prozentigem 235U in waffenfähiges 90prozentiges 235U leicht vollzieht und dabei nicht einmal einen Starkstromanschluss braucht.

Irans Atomanlagen: Die Angriffs-Anzeichen verdichten sich

David Rothkopf, ein früherer Mitarbeiter der Clinton-Regierung hat jetzt offen ausgesprochen, was sich seit längerem andeutet: Die USA und Israel planen einen begrenzten Angriff auf die Uran-Separationsanlagen in Iran.

Militärisch sagt Rothkopf nichts Neues: Israel sei nicht in der Lage, allein Bomben mit der nötigen Durchschlagskraft ins Ziel zu bringen, der Angriff würde mit bemannten Luftfahrzeugen und Drohnen geführt und soll im Idealfall wenige Stunden und ungünstigstenfalls „einige Tage“ dauern.

Auch der Hinweis, dass ein begrenzter Militärschlag für Obamas Regierung politisch am ehesten zu verkraften sei, ist nicht neu. All diese Zutaten sind bekannt. Die immer rührige WWW-Gerüchteküche bringt allerdings etwas Schärfe in das Menü: Noch vor den US-Wahlen im November soll danach der Angriff erfolgen.

Das könnte auch Israels Ministerpräsident Netanjahu ins Konzept passen. Der sonnt sich gerade in guten Umfragewerten und plant deshalb, die Parlamentswahlen in Israel auf Anfang 2013 vorzuverlegen. Da würde ein erfolgreicher Schlag gegen Iran gut ins Konzept passen. Und er könnte auch die Scharte auswetzen, die er sich mit seinem wenig erfolgreichen Auftritt vor der UN-Vollversammlung eingehandelt hatte.

Keine Dollar in Teheran

Sämtliche Wechselstuben in Teheran haben den Verkauf von US-Dollar eingestellt, berichtet das Blog Uskowi on Iran. Auf Druck der Regierung sollte der Wechselkurs des iranischen Rial zum US-Dollar auf 28.000 zu eins festgeschrieben werden, was allerdings deutlich über der letzten freien Notierung von 35.000 zu eins liegt.

„2053“

Eine schöne und ein wenig gruselige Darstellung der 2053 oberirdischen und unterirdischen Atomtest, die seit 1945 auf Erden stattgefunden haben, bietet die CTBTO, die Organisation des Atomteststoppabkommens.

Das Multimedia-Kunstwerk schuf der japanische Künstler Isao Hashimoto. Es ist Teil einer Dreierserie von Kunstwerken, die den Wahnsinn des Atomkriegs und der Nuklearrüstung visualisieren sollen. Kunstwerk Nummer zwei trägt den Titel „Overkill“ und Kunstwerk Nummer drei „The Names of Experiments“.

Willkommen im Wahnsinn der atomaren Rüstung.

Bibis Bombe

Benjamin Netanjahu vor der UNO-Vollversammlung

Benjamin Netanjahu vor der UNO-Vollversammlung

Auf der UN-Vollversammlung hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am 27. September seinem Hauptanliegen, der Warnung vor einem Atomwaffenstaat Iran, den vermutlich größten Bärendienst ever erwiesen. Die Grafik einer Bombe, die verdächtig an Sprengsätze aus Slapstickfilmen erinnerte, mutete derart bescheuert an, dass die meisten Menschen offenbar abgeschaltet hatten. Nur so ist zu erklären, warum das, was „Bibi“ zu sagen hatte, vollkommen untergegangen ist.

Denn die Aufregung der Israelis ist berechtigt: Der Iran hat schon sehr bald mehr als 90 Prozent des Weges zur Atombombe zurückgelegt!
Warum das so ist, erläutert das Arms Control Wonk. Eine kurze Zusammenfassung  lautet in etwa so:

Die „Anreicherung“ von Uran ist eigentlich ein Separationsvorgang, hier wird nichts hinzugefügt, wie der Terminus „anreichern“ suggeriert, sondern etwas weggenommen. Genauer gesagt wird das als Isotopengemisch vorliegende Uran in wertloses 238U und „wertvolles“ – weil als Bombenstoff gewünschtes – 235U getrennt. Gestartet wird mit Natururan, das zu 99,3 Prozent aus 238U und nur zu 0,7 Prozent aus 235U besteht. Einfacher ausgedrückt: Wenn die Gesamtmenge des Gemischs 1000 Atome beträgt, dann sind davon 993 Atome 238U, das für eine Bombe unbrauchbar ist und 7 Atome 235U.

Jagt man das Ganze nun immer wieder durch Zentrifugen, bei denen 238U abgeschieden wird, so steigt der Anteil von 235U-Atomen am Gemisch prozentual an,  während zugleich die Gesamtmenge natürlich abnimmt, weil 238U-Atome rauszentrifuguert werden. Bei einem so genannten „Anreicherungsgrad“ von 5 Prozent 235U im Gemisch, wie er typischerweise für den Kernbrennstoff von Druckwasserreaktoren benötigt wird, hat  sich das Verhältnis der Atome zwischen 235U und  238U auf 7 : 140 (5 Prozent) geändert. Oder anders ausgedrückt: Von den 993 unbrauchbaren 238U-Atomen wurden bereits 853 abgeschieden. Damit ist bereits 70 Prozent der gesamten Separationsarbeit auf dem Weg zu waffentauglichem 235U geleistet.

Wird das vorliegende Gemisch dann auf einen Gehalt von 20 Prozent 235U „angereichert“, verschwinden von den vormals 140 Atomen 238U noch einmal 105 Atome, so dass das Verhältnis 235U zu 238U nun 7 : 35 beträgt. Damit ist dann 90 Prozent der gesamten Separationsarbeit geleistet.

Im letzten Schritt der Hochanreicherung auf 90prozentiges U235 müssen von den 35 verbliebenen 238U-Atomen nur noch 34 herauszentrifugiert werden. Und dieser letzte Schritt braucht auch keine riesigen Anlagen mehr wie etwa in Natanz oder Fordow. Dazu reicht ein größeres Labor, das sich gut verstecken und tief verbunkern lässt.

Die jüngste Aufregung um das iranische Atomprogramm kommt also nicht von ungefähr.

Nach dem neuesten Bericht der IAEO vom August 2012 besitzt Iran derzeit 6876 kg auf 5 Prozent 235U angereichertes Material und 189,4 kg auf 20 Prozent 235U angereichertes Material. Die so genannte „single quantity“ (ausreichend für den Bau einer Bombe) liegt bei ungefähr 260 kg auf 20 Prozent 235U angereichertem Material, aus dem sich dann etwa 26 bis 28 kg 90prozentiges 235U gewinnen ließen.

Briten und Franzosen im Mittelmeer

Großbritannien schickt im Oktober einen Kampfschiffsverband unter Führung des Hubschrauberträgers HMS Illustrious ins Mittelmeer. Teil des Verbandes ist auch ein amphibisches Landungsschiff mit Royal Marines an Bord. Für Ende Oktober oder Anfang November ist eine Großübung in Zusammenarbeit mit dem Kampfverband um den französischen Flugzeugträger Charles de Gaulle geplant.

US-Kampfflugzeuge gen Nahost

Eine ganze Reihe von Verlegungen von Kampfflugzeugen Richtung Naher Osten und keine offiziellen Erklärungen dazu:

  • September 2012: AC-130U, MC-130H und HC-130N und P werden aus den USA in den Mittelmeerraum verlegt.

Inzwischen ist auch Stratfor wachgeworden, wie üblich ein bißchen später …

Speak softly, and carry a big stick

Wenig beachtet von den Medien lassen die USA im Südchinesischen Meer die Muskeln spielen: Zwei Flugzeugträgergruppen und eine amphibische Landungsgruppe sind im Streit um die Senkaku-Inseln zwischen Japan und China aufgefahren. Die Kampfgruppe um den Flugzeugträger George Washington ist nach Angaben der US-Marine seit Sonntag im Ostchinesischen Meer ganz in der Nähe der umstrittenen Inseln. Die Kampfgruppe des Flugzeugträgers Stennis ist qusi nebenan im Südchinesischen Meer und die aus drei Schiffen und 2200 Mann Marineinfanterie bestehende amphibische Landungsgruppe um die USS Bonhomme Richard kreuzt in der Philppinen-See, ebenfalls nebenan.
Die Projektion maritimer Macht wird zwar von den USA nicht kommentiert, der Adressat ist jedoch klar: Wieder einmal zeigt Washington damit Peking, wer wirklich die Hosen anhat, wenn es um die Kontrolle des Pazifiks geht. Natürlich könnte diese Machdemonstration auch Japan gelten oder auch rein zufällig sein.