Der Pipeline-Plan

Warum Irans Drohung mit der Öl-Waffe sinnlos ist

Immer wieder droht Iran im Streit um sein Atomprogramm damit, im Falle eines israelischen oder US-amerikanischen Angriffs die Straße von Hormus zu blockieren. Viele westliche und nahöstliche Medien stoßen ins gleiche Horn und beschwören Bilder brennender Öltanker und einer Ölkrise im Westen herauf. Die Meerenge am Ausgang des Persischen Golfes ist das Nadelöhr, das alle Öltanker aus den Golfstaaten passieren müssen.

Aber die Ölwaffe ist stumpf. Längst hat Saudi-Arabien Vorkehrungen getroffen, die dafür sorgten, dass der Iran der einzige Geschädigte einer solchen Blockade wäre. Schon während des iranisch-irakischen Krieges in den 1980er Jahren hatte der Iran im so genannten „Tanker-Krieg“ irakische und kuwaitische Öltanker mit Schnellbooten und Kampfflugzeugen angegriffen. Seitdem hat Teheran die Inseln in und am Eingang der Straße von Hormus militärisch weiter ausgebaut und dort zudem nordkoreanische Cruise Missiles vom Typ Silkworm stationiert.

Das Nadelöhr
Zwischen der Nordspitze des Oman auf der arabischen Seite und der Hafenstadt Bandar Abbas auf iranischer Seite verengt sich der Persische Golf auf eine Breite von 60 Kilometern. Zahlreiche Inseln in der Meerenge von Hormus verringern die für Schiffe effektiv nutzbare Breite auf rund 20 Kilometer. Der Verkehr durch die Wasserstraße ist streng geregelt: Einfahrende wie ausfahrende Schiffe müssen einen eigenen, zwei Seemeilen (3,6 Kilometer) breiten, Korridor benutzen, beide Korridore sind durch eine zwei Seemeilen breite Pufferzone getrennt.

Aufgrund der geringen Meerestiefe sind Tanker in der Straße von Hormuz auf zwei schmale Korridore beschränkt

Pro Tag passieren etwa 16,5 Millionen Barrel (1 Barrel entspricht 159 Litern) Rohöl auf Tankern die Straße von Hormus. Das Öl stammt aus den Anrainerstaaten des Persischen Golfes, aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (2 Mio. Barrel), Saudi-Arabien (8 Mio. Barrel), Kuwait (2 Mio. Barrel), Irak (2 Mio. Barrel) und Iran (2,5 Mio Barrel). Am Weltrohölbedarf von etwa 85 Millionen Barrel pro Tag stellt dies einen Anteil von mehr als 19 Prozent dar.

 

Das Problem

Der Großteil des Öls, das auf Schiffen durch die Meerenge transportiert wird, wird mit so genannten VLCCs (Very Large Crude Carrier) transportiert. VLCCs sind rund 350 Meter lange Supertanker mit einer Ladekapazität bis zu etwa 300.000 Tonnen. Größer als diese Schiffe sind nur noch ULCCs (Ultra Large Crude Carrier) mit Längen bis 458 Metern und einer Ladekapazität von 550.000 Tonnen. Allein die staatliche saudische Ölfirma ARAMCO besitzt 20 VLCCs und 5 ULCCs zum Transport des Rohöls.

Zwei VLCCs und drei SUEZMAX Tanker am Terminal von Yanbu

Die Supertanker sind mit ihrer gewaltigen Größe bei Geschwindigkeiten von höchstens 15 Knoten (27 Stundenkilometer) leichte Ziele für Raketen, Cruise Missilies und Torpedos. Zwar kann ein einzelner Treffer noch keinen Supertanker versenken, einem massiven Angriff hielte das Schiff jedoch nicht stand. Schon ein oder zwei Tanker, die havariert in der Straße von Hormus trieben, blockierten die Schiffspassage vollständig. Zudem hat Iran sämtliche Inseln in der Straße und im Golf selbst zu Cruise Missile-Basen ausgebaut und mit Bunkern überzogen. Selbst wenn Tanker im Konvoi und unter militärischer Bedeckung führen, wären sie in ständiger Gefahr.

Der Ausweg

Die Gefährdung der Straße von Hormus ist aber schon seit gut 30 Jahren allen beteiligten Regierungen bekannt. Auch der Ausweg aus dem Dilemma, zwar auf Unmengen Öl zu sitzen, es aber nicht exportieren zu können, ist längst gefunden. Allerdings legt Saudi-Arabien keinen gesteigerten Wert darauf, dass dies breitgetreten wird. In aller Stille hat das Wüstenkönigreich in den letzten 20 Jahren seine Pipeline-Kapazität ausgebaut. Grundlage war ein Strategiepapier von 1999 mit dem Titel An Alternative Pipeline Strategy in the Persian Gulf. Die gesamte saudische Ölproduktion und auch ein Teil der Produktion der anderen Golf-Anrainerstaaten kann im Falle eines Falles quer durch die saudische Wüste zum Roten Meer gepumpt werden. Dort schlummert in Gestalt des Hafens von Jenbo der größte Ölterminal auf Erden. Er stellt sozusagen ein weitgehend ungenutztes Duplikat der gesamten Exportinfrastruktur am Golf dar.

Petroline ans IPSA

Petroline und IPSA verlaufen parallel durch die arabische Halbinsel

Die in Ost-West-Richtung verlaufende Petroline hatte schon in den 1990er Jahren eine Kapazität von fünf Millionen Barrel pro Tag. Passend dazu konnten an den vier Tankvorrichtungen in Jenbo pro Tag knapp fünf Millionen Barrel verladen werden. Genutzt wurde und wird davon jedoch nur ein Bruchteil: Vermutlich nur 500.000 Barrel werden pro Tag in Jenbo verladen. Dennoch hat die Regierung in Riad den Hafen und die zugehörige Pipeline nach 1999 massiv ausgebaut. Durch die Petroline können nun rund 10 Millionen Barrel pro Tag gepumpt werden. Jenbo erhielt zwei zusätzliche Betankungsanlagen und kann nun pro Tag rund 7,5 Millionen Barrel Öl in VLCCs verladen.

Ein VLCC und ein AFRAMAX Tanker am Terminal von ras al Muajjiz

 

Trumpfkarte Irak

Hinzu kommt noch eine weitere Pipeline: Die „Iraqi Pipeline in Saudi Arabia“, kurz IPSA genannt. Die Pipeline hatte der Irak während des Krieges gegen den Iran in den 1980er Jahren gebaut. Sie verläuft vom irakisch-kuwaitisch-saudischen Grenzdreieck im Norden Saudi-Arabiens bis nördlich der saudischen Hauptstadt Riad, wo sie auf die saudische Petroline trifft. Von dort folgt IPSA der Petroline-Trasse bis zum Roten Meer und mündet gut 20 Kilometer südlich von Jenbo im Hafen von Ras Al Mu’ajjiz. Die Pipeline hatte ursprünglich eine Kapazität von 1,6 Millionen Barrel pro Tag. Auch sie wurde ausgebaut und kann nun 4 Millionen Barrel pro Tag befördern. Um sie selber nutzen zu können, ließ Saudi-Arabien zudem einen zusätzlichen Anschluss von IPSA an die zentrale saudische Pumpstation von Abqaiq bauen. Analog dazu erhielt der saudische Hafen von Mu’ajjiz eine weitere Füllstation für VLCCs.

Für den Fall einer Blockade der Straße von Hormuz könnte Saudi-Arabien damit kruzfristig auf eine Pipeline-Kapazität von rund elf Millionen Barrel pro Tag zurückgreifen. Dies übersteigt die gesamte saudische Ölproduktion von neun Millionen Barrel pro Tag, so dass sogar noch Öl aus anderen Golfstaaten mitgepumpt werden könnte. Auch der Irak verfügt noch über eine Alternative zum Seeweg: Von kurdisch-irakischen Kirkuk im Norden des Landes verläuft eine weitere Pipeline zuerst nach Norden auf türkisches Gebiet und von dort zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan. Kapazität dieser Pipeline: 1,65 Millionen Barrel pro Tag.

Umleitung für die Vereinigten Arabischen Emirate

Auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben auf die permanente Bedrohung reagiert. In den 2010er Jahren haben die reichen Ölförderlländer am Persischen Golf selbst eine Pipeline gebaut. Sie führt von der Pumpstation Habshan im Westen Dubais quer durch die VAE und das Randgebirge im Osten an die Küste des Emirats Fujairah am Golf von Oman. Mit vier Millionen Barrel pro Tag kann die Pipeline die gesamte Ölproduktion der VAE zum Ölterminal von Fujairah transportieren.

Das zugehörige gigantische Tanklager in Fujairah hat eine Kapazität von 55 Millionen Barrel. Inzwischen exportieren die VAE ihre gesamte Produktion über Fujairah, weshalb sie die Drohung mit der Schließung der Straße von Hormuz ohnehin kalt lässt.

Two AFRAMAX at the Fujairah Terminal

Zwei AFRAMAX und ein Product Tanker am Fujairah Terminal

 

Katastrophe für den Iran

Insgesamt stünden somit im Fall einer Blockade von Hormus rund 14 Millionen Barrel Pipeline-Kapazität am Persischen Golf zur Verfügung. Bei einer Exportmenge von 14 Millionen Barrel pro Tag, die umgeleitet werden müsste, wären die Einbußen für alle beteiligten Staaten null. Nur eines der ölproduzierenden Länder am Persischen Golf hat keinen Anschluss an das Pipeline-Netz: Iran. Für die Regierung in Teheran bedeutete die Blockade der Straße von Hormus deshalb einen 100prozentigen Exportausfall.

Die Folgen wären drastisch: Schon nach einem Monat würde im Iran das Benzin knapp, weil das Land zwar Öl fördert, aber nicht genügend Raffineriekapazität hat, um seinen Spritbedarf zu decken. Iran ist deshalb ein Nettoimporteur von Benzin. Auch der Ausfall der Exporteinnahmen träfe das Land schwer, der Regierung in Teheran drohte über kurz oder lang der Bankrott, denn Öl ist der einzige nennenswerte Exportartikel des Landes und trägt mit 85 Prozent zum Staatshaushalt bei. Eine Blockade von Hormus wäre deshalb für den Iran gleichbedeutend mit wirtschaftlichem Selbstmord.

SPIEGELeien

Heute macht der SPIEGEL oder genauer gesagt SPON mit Panik auf: „USA schicken zweiten Flugzeugträger nach Korea“ titeln die Hamburger. Allerdings ist das ein falscher Alarm. Die USS Ronald Reagan hat planmäßig ihre viermonatige Hafenliegezeit beendet und kehrt jetzt wie geplant in den Einsatz zurück. Die USS Carl Vinson hat ihr sechsmonatiges Deployment fast hinter sich, wird im Juni nach einer gemeinsamen Übung von der Reagan abgelöst und dampft dann Richtung San Diego. Das ist SNAFU und sonst nichts. Kein Grund, sich aufzuregen.

Viel interessanter wäre es, herauszufinden, was die Schiffe der DESRON 15 derzeit machen. Alle acht Schiffe des Zerstörer-Geschwaders sind BMD fähig und mit den neuesten Flugkörpern SM3 Block IIA ausgerüstet, die Mid Course Defense gegen ICBMs bieten. Diese Schiffe wären essentiell zur Raketenabwehr, wenn ein Angriff auf Nordkorea bevorstände. Benötigt würde zudem mindestens ein Cruise Missile Boot der Ohio-Klasse. Davon ist auf jeden Fall die USS Michigan SSGN 727 in der Region auf Patrouille.

BUFFs to the Baltics

b-52 MITO

Wie das Luftfahrtblog The Aviationist meldet, haben die USA drei Bomber vom Typ B-52 auf die britische Luftwaffenbasis Fairford verlegt. Die auch als BUFFs (Big Ugly Fat Fellow) bezeichneten Bomber stammen von den strategischen US-Luftwaffenbasen Barskdale in Louisiana und Minot in North Dakota (derzeit auf der Ellsworth Air Force Base, South Dakota stationiert). Nach ofizieller Darstellung sollen die drei Langstreckenbomber Trainingsmissionen ausführen um sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Ein für diese Mission erstelltes Patch legt jedoch nahe, dass die Bomber an der Übung BALTOPS 2014 vom 6. bis 21. Juni in der Ostsee teilnehmen sollen und danach auch Teilnehmer der Übung Saber Strike 2014 zur Verteidigung der drei baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen sind. Nach Gerüchten, die The Aviationist zitiert, sollen in den nächsten Tagen weitere B-52 nach Fairford verlegt werden. Der Focus der US-Sicherheitspolitik hat sich verschoben. Das Baltikum wird zum neuen Brennpunkt.

Iraner im Nordatlantik

Wie das Strategie-Portal Stratfor meldet, sollen eine Fregatte und ein Versorgungsschiff der iranischen Marine am 8. Februar Richtung Nordatlantik ausgelaufen sein. Jawohl, es handelt sich nicht um einen Tippfehler: N O R D A T L A N T I K. Die Schiffe, die Fregatte „Sabalan“ und der Versorger „Kharg“, sollen eine 25.000 Seemeilen lange Reise ums Kap der Guten Hoffnung bis in den Nordatlantik nahe US-amerikanischer Hoheitsgewässer bewältigen.

Die Sabalan ist eine alte britische Fregatte vom Typ Vosper Mk5 und mit 1.540 Tonnen Verdrängung (zum Vergleich: die deutschen Fregatten vom Typ  F124 Sachsen-Klasse haben eine Verdrängung von 5.800 Tonnen) im internationalen Vergleich eine Nussschale von nicht einmal 95 Metern Länge. Das Schiff lief 1969 auf einer britischen Werft vom Stapel und ist eigentlich völlig ungeeignet für eine derart lange Reise. Selbst mit Unterstützung des Versorgers operiert die Sabalan auf dieser Reise weit außerhalb ihrer Möglichkeiten.

Und die lange Anreise ist ja nur der Anfang. Bei dem Gedanken, dass iranische Seeleute nach einer solchen Reise noch im Nordatlantik herumschippern – der auch heute noch britischen und amerikanischen Zerstörerfahrern zusetzt – kann einem schon schlecht werden. Der Nordatlantik hat Wellen und Witterungsbedingungen zu bieten, die weit außerhalb der Vorstellungskraft jedes iranischen Matrosen oder Seeoffiziers liegen. Nach spätestens einer Woche dürfte die iranische Mini-Flottille so fertig sein, dass sie in Seenot geraten wird.  Allerdings ist ohnehin fraglich, ob sie je ankommen wird. Die Sabalan war während des Iran-Irak-Krieges 1988 von einem US-Bomber angegriffen und bombardiert wurden. Dabei traf eine lasergelenkte Bombe die Sabalan so, dass ihr Kiel brach. Die US-Schiffe ließen danach zu, dass iranische Schlepper das zerstörte Schiff zurück in den Hafen schleppten, wo sie in den Folgejahren repariert wurde.

Aufmarsch gegen Syrien abgeschlossen

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USS Nimitz am 7. September im Roten Meer

Pünktlich zur vorläufigen Einigung  über die Abrüstung der chemischen Waffen Syrien ist auch der seit Wochen laufende Aufmarsch der USA gegen Syrien abgeschlossen. Im Mittelmeer und im Roten Meer stehen Schiffe, U-Boote, Kampfflugzeuge und Marschflugkörper bereit zum Angriff auf das syrische Luftverteidigungsnetz, die Führungs- und Kontrolleinrichtungen und taktische Ziele des syrischen Chemiewaffenkomplexes.

Ein möglicher Angriff der USA erhält zudem Unterstützung durch britische Aufklärungs- und Führungsflugzeuge sowie durch französische Flugzeuge für elektronische Aufklärung und den französischen Flugzeugträger Charles de Gaulle mit Begleitschiffen. Britische Kampfflugzeuge vom Typ Typhoon haben nach Meldungen am 2. September offenbar zwei syrische Kampfflugzeuge vom Typ Suchoi SU-24 abgefangen, die einen Schein- oder Testangriff auf die britische Luftwaffenbasis Akrotiri auf Zypern geflogen haben.

Ballistische Raketenabwehr gegen Syrien
Im östlichen Mittelmeer kreuzen derzeit fünf US-amerikanische Zerstörer vom Typ Arleigh Burke. Es sind dies die USS Barry (DDG-52), USS Stout (DDG-55), USS Ramage (DDG-61), USS Mahan (DDG-72) und die USS Gravely (DDG-107). Die Hauptaufgabe dieser Schiffe ist es allerdings vermutlich nicht, Cruise Missiles vom Typ Tomahawk Richtung Syrien zu feuern. Mit Ausnahme der Gravely sind die anderen vier Zerstörer mit dem Aegis-BMD-System (BMD = Ballistic Missile Defense) ausgerüstet und in der Lage, ballistische Raketen auf exoatmosphärischen Flugbahnen abzufangen.

Es ist dies die bemerkenswerteste Massierung von Aegis-BMD-Zerstörern, die jemals im Mittelmeer beobachtet wurde. Ihre Aufgabe scheint es zu sein, syrische Kurz- und Mittelstreckenraketen mit konventionellen und nichtkonventionellen Sprengköpfen abzufangen, die Syrien nach einem US-Angriff gegen Israel, Zypern oder andere Ziele abfeuern könnte. Zusammen mit einem THAAD-System (Terminal High Altitude Area Defense), das im Norden Israels stationiert ist, dürften die Aegis-Schiffe Teil eines Schutzschirmes für Israel sein.

Cruise Missiles aus U-Booten
Den Cruise-Missile-Part werden hingegen hauptsächlich ein oder zwei U-Boote der Ohio-Klasse (SSGN) übernehmen. Dabei handelt es sich um ehemalige 170 Meter lange U-Boote für ballistische Raketen, die umgebaut wurden, um aus 22 Raketensilos insgesamt 154 Cruise Missiles vom Typ Tomahawk zu verschießen. Die USS Florida (SSGN 728) hat bereits am 3. Juli den Stützpunkt Kings Bay an der Ostküste der Vereinigten Staaten mit unbekanntem Ziel verlassen und könnte sich schon seit geraumer Zeit im östlichen Mittelmeer befinden.

Die USS Georgia (SSGN 729), eines von drei Schwesterschiffen der Florida, hat am 14. August zur Halbzeit ihres 12-Monats-Einsatzes auf Diego Garcia im Indischen Ozean die Mannschaft gewechselt. Seitdem gibt es keine Nachrichten mehr von der Georgia. Sie könnte längst im Roten Meer kreuzen – den Suez-Kanal hat sie höchstwahrscheinlich nicht passiert – um von dort Cruise Missiles gegen das rund 800 Kilometer entfernte Syrien abzufeuern. Führung und Koordination der Streitkräfte sowie die elektronische Abhörung des östlichen Mittelmeeraumes soll vermutlich die USS Mount Whitney übernehmen, das Flaggschiff der 6. US-Flotte.

„USS Nimitz“ im Roten Meer
Hinzu kommt sehr wahrscheinlich ein US-amerikanischer Flugzeugträger. Die Gruppe um den Flugzeugträger USS Nimitz befindet sich derzeit im Roten Meer. Begleitet wird die Nimitz vom Aegis-Kreuzer USS Princeton (CG-59) und den Aegis-Zerstörern USS Shoup (DDG-86), USS Stockdale (DDG-106) und USS William P. Lawrence (DDG-110). Schon von ihrer derzeitigen Position aus könnte die Nimitz ohne Probleme Ziele in Syrien angreifen, allerdings unter Verletzung des jordanischen Luftraums. Sollte sie in den Golf von Akkaba Richtung der israelischen Hafenstadt Eilat einlaufen, verkürzte dies den Angriffsweg noch einmal dergestalt, dass für die angreifenden Kampfjets keinerlei Luftbetankung mehr nötig wäre.

Um im Falle eines Angriffes zusätzliche Luftaufklärung der getroffenen Ziele zur Verfügung zu haben, haben die USA vermutlich zudem zwei Spionageflugzeuge vom Typ U-2 ins Mittelmeer verlegt. Die Flugzeuge wurden von Planespottern am 29. August bei der Landung auf der britischen Luftwaffenbasis Akrotiri auf Zypern fotografiert, wie das Blog The Aviationist  berichtete.

Hilfe aus Frankreich und Großbritannien
Die französische Regierung hat Anfang September zwei Flugzeuge vom Typ Atlantique 2 nach Zypern auf die britische Luftwaffenbasis Akrotiri verlegt, berichtete das Aeronautik-Magazin Air&Cosmos. Die Atlantique-2-Maschinen dienen vor allem der SIGINT-Aufklärung, also dem Abhören aller Formen elektronischer Kommunikation. Hinzu kommt offenbar eine französische Flottille unter Führung des atomgetriebenen Flugzeugträgers „Charles de Gaulle“, deren Auslaufen Quellen aus dem französischen Verteidigungsminsterium am 27. August angekündigt hatten. Die Charles de Gaulle hat inzwischen ihren Heimathafen Toulon verlassen.

Großbritannien, das offiziell nicht in einen Konflikt mit Syrien eingreifen will, hat am 26. August dennoch sechs zusätzliche Kampfflugzeuge auf die zyprische Basis Akrotiri verlegt, wie die britische Regierung mitteilte. Hinzu kommt ein Frühwarnflugzeug vom Typ E-3D AWACS, das nach Angaben des britischen Parlaments am gleichen Tag verlegt wurde  . darüber hinaus befindet sich der Hubschrauberträger HMS Illustrious mit zwei Fregatten und einem amphibischen Landungsschiff im östlichen Mittelmeer.

Der Chemiewaffenangriff als Karte

Das Weiße Haus hat gestern in einer offiziellen Einschätzung der Geschehnisse in Damaskus ein Karte mit den durch den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff betroffenen Stadtvierteln veröffentlicht. Die Grafik basiert auf Angaben aus oppositionellen Kreisen, von Menschenrechtlern und anderen unabhängigen Organisationen sowie auf von den USA nicht näher genannten „Humint, Imint and Sigint sources“ also Human Intelligence (Informationen durch Menschen), Imagery Intelligencs (Informationen durch Bilder aus Luft- und Satellitenaufnahmen) und Signal Intelligence (Informationen aus abgefangenen oder abgehörten Funk-, Telefon- oder anderen Gesprächen).

Karte-Damaskus

Die wichtigste Sigint-Quelle scheint ein abgefangenes Telefonat zwischen einem Mitglied des syrischen Verteidigungsministeriums und dem Leiter einer Chemiewaffen-Einheit zu sein wie das Magazin „Foreign Policy“ berichtet.  Zweifel daran, dass es die syrische Armee war, die Chemiewaffen eingesetzt hat, bestehen nach Ansicht des Weißen Hauses nahzu keine mehr. Betroffen waren ausschließlich von der Opposition gehaltene Stadtteile oder solche, die umkämpft sind. Humint-Quellen dürften vor allem das „Violations Documentation Center in Syria“ geliefert haben, das weithin als unabhängige und verlässliche Quelle gilt.

Welcher Kampfstoff eingesetzt worden ist, dürften die USA mittlerweile wissen. Wie das Blog „The Aviationist“ berichtete, wurde in den frühen Morgenstunden des 28. August ein US-Flugzeug vom Typ WC-135 C „Constant Phoenix“ über Südengland bei der Luftbetankung durch eine in RAF Mildenhall gestartete KC-135 beobachtet. Von dem Modell WC-135 C existieren nur zwei Maschinen. Sie sind auf dcer Offutt-Air-Force-Base stationiert und können durch das Sammeln von Luftproben mit hoher Sicherheit Nuklearexplosionen bestätigen. beide Flugzeuge waren Anfang des Jahres in der Nähe von Nordkorea stationiert, um dort Luftproben bei erwarteten Raketentests zu sammeln. Die Vermutung liegt nahe, dass die Flugzeuge auch Chemiewaffen nach Tage nach ihrem Einsatz anhand von Spurengasen in der Atmosphäre nachweisen können.

WC-135 in Eielson

Ein Militärschlag gegen syrische Einrichtungen, speziell Depots mit Massenvernichtungswaffen und Einheiten, die diese einsetzen können sowie gegen Kommando- und Kontrollzentralen scheint in den nächsten Tagen bevorzustehen.

Der weite Weg Chinas zur Seemacht

Immer wieder ist vom Aufstieg Chinas als globale Seemacht zu lesen und zu hören. Bald, so heißt es da, habe China die USA überholt. Immerhin habe Peking ja bereits seinen ersten Flugzeugträger in Dienst gestellt, weitere sollten folgen.

Wie lange es tatsächlich dauerte, bis China den USA auf den Weltmeeren auch nur fast ebenbürtig ist, hat Felix F. Seidler, freier Mitarbeiter am Institut für Sicherheitspolitik an der Universität in Kiel, auf seinem Blog „Seidlers Sicherheitspolitik“ einmal mit spitzem Bleistift ausgerechnet: Chinas Trägerprogramm bis 2065.

Sein Fazit: Bis frühestens 2065 wird es selbst unter Annahme optimistischer Verläufe noch dauern, bis China den USA auch nur annähernd Paroli bieten kann. Dass Prognosen über derart lange Zeiträume weitgehend sinnlos sind, weil es ohnehin meist ganz anders kommt, sei dahingestellt.

Für alle, die sich den Status quo nicht so recht vorstellen können, hier noch eine kleine Grafik, die sich bei Offiziere.ch findet:

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DAS ist Hardware …

Fünf Flugzeugträger in Norfolk

Fünf Flugzeugträger in Norfolk (Quelle: US-Navy)

Es wird lange dauern – wenn es denn überhaupt je dazu kommt – bevor es einen vergleichbaren Anblick in einem chinesischen Kriegshafen zu bewundern gibt.  Die Aufnahme vom 20. Dezember zeigt – von vorne nach hinten – die USS  Dwight D. Eisenhower (CVN 69), USS George H.W. Bush (CVN 77), USS Enterprise (CVN 65), USS Harry S. Truman (CVN 75), und die USS Abraham Lincoln (CVN 72).

Hinzu kommen vier große amphibische Landungsschiffe: die USS Bataan (LHD-5),  USS Wasp (LHD-1), USS Kearsarge (LHD-3) und die USS Iwo Jima (LHD-7) sowie zwei amphibische Transport Docks der San-Antonio-Klasse, neun Aegis-Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse und zwei Aegis-Kreuzer vom Typ Ticonderoga.  Allein dieses Flottenaufgebot reichte den USA, um mühelos die gesamte chinesische Marine zu versenken.

Irans Atomanlagen: Die Angriffs-Anzeichen verdichten sich

David Rothkopf, ein früherer Mitarbeiter der Clinton-Regierung hat jetzt offen ausgesprochen, was sich seit längerem andeutet: Die USA und Israel planen einen begrenzten Angriff auf die Uran-Separationsanlagen in Iran.

Militärisch sagt Rothkopf nichts Neues: Israel sei nicht in der Lage, allein Bomben mit der nötigen Durchschlagskraft ins Ziel zu bringen, der Angriff würde mit bemannten Luftfahrzeugen und Drohnen geführt und soll im Idealfall wenige Stunden und ungünstigstenfalls „einige Tage“ dauern.

Auch der Hinweis, dass ein begrenzter Militärschlag für Obamas Regierung politisch am ehesten zu verkraften sei, ist nicht neu. All diese Zutaten sind bekannt. Die immer rührige WWW-Gerüchteküche bringt allerdings etwas Schärfe in das Menü: Noch vor den US-Wahlen im November soll danach der Angriff erfolgen.

Das könnte auch Israels Ministerpräsident Netanjahu ins Konzept passen. Der sonnt sich gerade in guten Umfragewerten und plant deshalb, die Parlamentswahlen in Israel auf Anfang 2013 vorzuverlegen. Da würde ein erfolgreicher Schlag gegen Iran gut ins Konzept passen. Und er könnte auch die Scharte auswetzen, die er sich mit seinem wenig erfolgreichen Auftritt vor der UN-Vollversammlung eingehandelt hatte.

US-Kampfflugzeuge gen Nahost

Eine ganze Reihe von Verlegungen von Kampfflugzeugen Richtung Naher Osten und keine offiziellen Erklärungen dazu:

  • September 2012: AC-130U, MC-130H und HC-130N und P werden aus den USA in den Mittelmeerraum verlegt.

Inzwischen ist auch Stratfor wachgeworden, wie üblich ein bißchen später …